Montag, 28. April 2014

Das männliche Flair.

Forscher, Tier
aus Die Presse, Wien, 28. 4. 2014

Geschlecht der Forscher prägt Versuchstiere
Mäuse reagieren auf männliche Experimentatoren ganz anders als auf weibliche. Es liegt am Geruch. 

Befunde aus Tierexperimenten können oft nicht einmal im gleichen Labor repliziert werden, und manche Forscher vermuten, dass sie selbst die Ursache sind, dass ihre Anwesenheit die Tiere irgendwie beeinflusst. Sie tut es auch, geschlechtsspezifisch: Der besondere Duft der Männer sorgt dafür, dass Mäuse weniger stark auf zugefügten Schmerz reagieren, Jeffrey Mogil (Montreal) hat es experimentell gezeigt, sowohl mit wirklichen Männern und Frauen als auch mit T-Shirts, die sie in der Nacht zuvor getragen hatten.

Immer geht es um die eher strenge Ausdünstung, die Männer aus ihren Achselhöhlen absondern, und dieser Duft ist quer durch das Tierreich identisch. Bei Tieren ist er ein Pheromon, das durch das nasovomerale System aufgenommen wird – es ist ein zweiter Geruchssinn, seine Rolle bei Menschen ist umstritten –, und wenn Mäuse Männchen riechen, wappnen sie sich gegen Gefahr. Etwa dadurch, dass sie die Wahrnehmung von Schmerzen bzw. die Leitung ihrer Signale dämpfen. Auslöser sind Männchen der eigenen Art, auch das zeigte Mogil: Wurde Nestmaterial von anderen Mäusen neben Nestern platziert, wurde Schmerz unterdrückt. Aber weil die Düfte identisch sind, wirken auch Männer (Nature Methods, 28. 4.). Als Mindestmaßnahme empfiehlt Mogil, in Publikationen das Geschlecht der Experimentatoren zu vermerken. 
(jl)

Mittwoch, 23. April 2014

Y kommt immer wieder.

aus derStandard, 23. April 2014, 19:01

Gene auf dem Y-Chromosom sichern das Überleben der Männer
Das männliche Geschlechtschromosom erweist sich als stabiler und wichtiger als bisher angenommen

Cambridge - In den vergangenen Jahren tauchte in schöner Regelmäßigkeit das Schreckgespenst vom allmählichen Niedergang der Männlichkeit auf. Die Träger des Y-Chromosoms würden binnen 5000 Generation oder rund 125.000 Jahren vom Antlitz der Erde verschwinden, hieß es. Mittlerweile weiß man, dass diese Zahlenspielereien Unsinn sind, auch wenn sie auf einer durchaus seriöse Beobachtung basieren: In den vergangenen 300 Millionen Jahren hat das Y-Chromosom tatsächlich gut zwei Drittel seiner ursprünglichen Größe eingebüßt, die Anzahl der Gene reduzierte sich auf weniger als 100.
 
Dieser Rest erwies sich allerdings in den vergangenen 25 Millionen Jahren als erstaunlich stabil. Mehr noch: Eine nun im Fachjournal "Nature" veröffentliche Studie zeigt, dass die Mehrzahl dieser Gene nichts mit der Geschlechtsfestlegung und der Spermienproduktion zu tun hat, sondern offenbar wesentlich sind für das Überleben.
 
Eine Forschergruppe um David Page vom MIT in Cambridge, Massachusetts, suchten für ihre Analysen Gene, die sowohl auf dem Y- als auch auf dem X-Chromosom vorkommen. Diese Genpaare verglichen sie mit den jeweiligen Pendants im Erbgut von Tierarten, die in verschiedenen Graden mit dem Menschen verwandt sind: Schimpansen, Rhesusaffen, Weißbüschelaffen sowie Mäuse, Ratten, Hausrinder, Beutelratten und Hühner.

 

Für das Überleben essenziell

 
Dabei zeigte sich, dass die menschlichen X-Y-Genpaare die Transkription von Genen in Proteine Eiweiße und deren Stabilität regulieren. "Auf dem Y-Chromosom sind etwa ein Dutzend Gene erhalten geblieben, die in Zellen und Geweben im ganzen Körper wirksam werden", erklärt Page. "Die Evolution zeigt uns, dass diese Gene wirklich wichtig für das Überleben sind", ergänzte Pages Kollege Daniel Bellott, Erstautor der Studie.
 
Page und sein Team wollen nun herausfinden, was die langlebigen Gene auf dem Y-Chromosom genau bewirken. "Es gibt einen deutlichen Bedarf, in der biomedizinischen Forschung über das geschlechtsunabhängige Modell hinauszugehen", meint Page. Krankheiten, die bei Männern und Frauen unterschiedlich ausgeprägt sind, müssten genauer untersucht werden. Dazu gehört etwa das Turner-Syndrom, bei dem die Patientinnen nur über ein X-Chromosom verfügen. 

tberg, red

Die können nicht loslassen.

aus scinexx                                                                                                                      "Penis" des Neotrogla-Weibchens unter dem Mikroskop

Rollentausch: Weibchen mit Penis entdeckt
Bei Neotrogla-Höhleninsekten trägt die Frau eine Art Penis, der Mann hat eine Vagina

Skurril: Ein Höhleninsekt treibt den Rollentausch der Geschlechter auf die Spitze. Bei seiner Paarung sitzt das Weibchen nicht nur oben, es trägt auch eine Art Penis. Das Männchen hat dagegen eine Vagina. Diese von Biologen in Brasilien entdeckte Skurrilität ist das erste bekannte Beispiel für einen so kompletten Tausch der Geschlechtsorgane, wie die Forscher im Fachjournal "Current Biology" berichten. Warum diese Insekten diese ungewöhnliche Verkehrung entwickelten, ist unklar.

Dass es im Tierreich seltsame Sexpraktiken und auch merkwürdige Geschlechtsorgane gibt, ist schon länger bekannt. Vor allem die Männchen haben ein ganzes Arsenal unterschiedlichster Penisvarianten entwickelt. Auch Formen des Rollentauschs gibt es ab und zu. Kazunori Yoshizawa von der Hokkaido Universität in Japan haben nun jedoch das bisher ungewöhnlichste Beispiel für vertauschte Rollen entdeckt: bei Höhleninsekten der Gattung Neotrogla. 

Ungewöhnliche Anhängsel 

Diese nur zwei bis vier Millimeter kleinen Insekten wurden erst kürzlich in Höhlen in Brasilien entdeckt. Bisher sind vier Arten dieser Gattung bekannt. Schon den Erstentdeckern der Neotrogla war aufgefallen, dass die Weibchen ungewöhnliche Anhängsel zu tragen schienen. Doch die genaue Funktion dieser sogenannten Gynosomen war unklar. Yoshizawa und seine Kollegen haben dies nun in Laborversuchen untersucht – dabei schauten sie den Insekten beim Paarungsakt ganz genau zu.
 
Neotrogla-Paarbei der Kopulation

Wie sich zeigte, tragen bei Neotrogla die Weibchen nicht nur penisartige Anhängsel, sie setzen sie auch ein, wie sonst ihre männlichen Gegenparts: Bei der Paarung sitzen sie huckepack auf den Männchen und führen ihnen dabei ihre Gynosomen in deren vaginaartige Körperöffnung ein. Einmal drin, schwillt eine Membran des Gynosoms an und verankert das penisartige Geschlechtsorgan in der Körperöffnung des Männchens. "Zwar ist ein Rollentausch der Geschlechter schon bei einigen Tieren bekannt, Neotrogla ist aber das einzige Beispiel, bei dem auch das Organ dafür vertauscht ist", sagt Yoshizawa. 

Einzigartige Verankerung 

Bei Versuchen, die beiden Tiere zu trennen, rissen die Forscher eher der Unterleib der Männchen ab, als dass das Gynosom aus seiner Verankerung rutschte. Kein Wunder, dass die Paarung bei den Höhleninsekten bis zu 70 Stunden dauert – sie können sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht trennen. "Dieser Verankerungsmechanismus der Neotrogla-Weibchen ist einzigartig", erklären die Forscher.

Interessanterweise bleibt aber beim Austausch der Keimzellen alles beim Alten: Das Weibchen nimmt die Spermien des Männchen mit seinem Gynosom auf – es saugt sie mit ihrem penisartigen Anhängsel auf. Aber nicht nur das: Die Forscher haben Hinweise darauf gefunden, dass auch nährstoffhaltige Substanzen an das Weibchen abgegeben werden. Im kargen Lebensraum dieser Insekten könnte das Männchen seine Nachkommen auf diese Weise mit Startkapital versorgen.

Eher unscheinbar und gut getarnt: Zwei Neotrogla-Insekten bei der Paarung.

Warum sich aber ausgerechnet bei diesen Höhleninsekten dieser skurrile Rollentausch entwickelt hat und bei kaum einem Tier sonst, ist bisher unklar. "Es wird daher wichtig sein herauszufinden, warum nur Neotrogla diesen ausgeprägten weiblichen Penis entwickelte", sagt Koautor Yoshitaka Kamimura von der Keio Universität. Die Forscher wollen dafür nun auch die Physiologie dieser Insekten genauer studieren und eine Population dieser Tiere im Labor züchten. Current Biology, 2014; doi: 10.1016/j.cub.2014.03.022)


aus FAZ, 23. 4. 2014

... Einmal eingeführt, blähen sich demnach Teile des Gynosoms auf, aus dem zudem etliche Stacheln ausfahren - das Insektenmännchen wird unentrinnbar festgehalten. So fest, dass die Forscher bei einem Trennungsversuch das Männchen am Unterleib auseinanderrissen - die Geschlechtsorgane blieben intakt ineinandergehakt.  

...Die Forscher vermuten, dass sich das penisartige Organ bei den Neotrogla-Weibchen auch deshalb entwickelt hat, weil das Samenpaket sehr nährreich ist. Es sei von Vorteil für die Weibchen, sich oft zu paaren. Die Insekten leben in sehr nährstoffarmen Höhlen und nehmen hauptsächlich Fledermausexkremente und -überreste zu sich.

Es habe den Anschein, als dienten die Pakete sowohl zur Befruchtung als auch zur Ernährung, berichten die Forscher. Das könnte auch erklären, warum der Geschlechtsakt so lange dauert: Möglicherweise versuche das Weibchen so, mehrere Samenpakete zu erhalten.

Montag, 21. April 2014

Sogar die Darmflora ist verschieden...

 

...naja, nicht bei uns, aber bei allen, die noch natürlich leben, nämlich so, wie die Angehörigen der Familie Homo etwa zwei Millionen Jahre lang:

aus derStandard.at, 21. April 2014, 17:26
Jäger und Sammler zeigen, wie die Lebensweise die Darmflora beeinflussen.
Forscher verglichen das ostafrikanische Volk der Hadza mit Vertretern eines urbanen Lebensstils und stießen auf interessante Unterschiede

Leipzig - Viele Jäger- und Sammlergesellschaften lassen sich heute nicht mehr finden, aber es gibt sie noch. Eine davon ist das in Tansania lebende Volk der Hadza, dem weniger als 1.000 Menschen angehören. Trotz wachsenden Einflusses der modernen Zivilisation haben sie sich ihre traditionelle Lebensweise noch weitgehend bewahrt.
 
Forscher des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie haben sich dies zusammen mit internationalen Kollegen zunutze gemacht, um die Auswirkungen der Lebensweise auf die menschliche Darmflora zu untersuchen. Dabei stellten sie fest, dass sich das Mikrobenprofil der Hadza von denen aller anderen bisher untersuchten Menschengruppen unterscheidet. Die Bakterien im Verdauungstrakt der Hadza spielen also möglicherweise eine entscheidende Rolle bei der Anpassung an ihre spezielle Ernährungs- und Lebensweise.

Erwartbare Ergebnisse ...
 
Für die aktuelle Untersuchung zogen die Forscher um Stephanie Schnorr und Amanda Henry als Vergleichsgruppe Italiener als Vertreter einer urbanen westlichen Lebensweise heran. Im Vergleich weisen die Hadza eine vielfältigere Darmflora auf: "Das ist für die menschliche Gesundheit äußerst relevant", sagt Schnorr. "Einige vor allem in Industrienationen vorkommende Krankheiten, wie zum Beispiel das Reizdarmsyndrom, Darmkrebs, Adipositas, Diabetes Typ 2, Morbus Crohn und andere, stehen in Verbindung mit der Verringerung der Diversität der mikrobiellen Darmflora."
 
Die Darmbesiedlung der Hadza ist zudem sehr gut an die Verdauung von Fasern aus einer pflanzenreichen Kost angepasst und hilft möglicherweise dabei, diesen Nahrungsmitteln mehr Energie zu entnehmen.

... und überraschende
 
Überraschender war ein anderes Ergebnis: Und zwar weist die Darmflora von Hadza-Männern und -Frauen erhebliche Unterschiede auf - so etwas wurde bisher bei keiner anderen menschlichen Bevölkerungsgruppe beobachtet. Die Ursache dafür dürfte in tendenziell unterschiedlichen Ernährungsweisen liegen: Während die Hadza-Männer Wild jagen und Honig sammeln, übernehmen die Frauen das Sammeln von Knollen und anderen pflanzlichen Nahrungsmitteln. Es wird zwar alles miteinander geteilt, doch isst jedes Geschlecht ein wenig mehr von der selbst beschafften Nahrung.
 
Darüberhinaus kommen die Forscher zum Schluss, dass Kategorien wie "gesunde" und "ungesunde" Bakterien relativ sein könnten, weil sie von der Lebensweise abhängen. Das Indiz: Die Darmflora der Hadza enthält eine große Anzahl an Bakterien, die in der westlichen Bevölkerung oft als Anzeichen für Krankheiten gedeutet werden: Etwa Treponema, Verwandte des Syphilis-Erregers.
 
Andere Bakterien, wie Bifidobacterium, die bei uns als "gesund" gelten, sind bei den Hadza vermindert. Dennoch treten bei den Hadza kaum durch ein Ungleichgewicht der Darmbakterien verursachte Autoimmunkrankheiten auf. Letztlich ist es also vielleicht die genetische Vielfalt der Bakterien an sich, die das wichtigste Kriterium für eine gesunde und stabile Darmflora darstellt. 

red, derStandard.at
 

Abstract
Nature Communications: "Gut microbiome of the Hadza hunter-gatherers"



Nota. 

Die Darmflora ist nicht wirklich interessant. Aber die unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten von Männern und Frauen bei den Jägern und Sammlern sind es schon. Und glauben Sie, das sei vorher von irgendwem unter- sucht worden? Es hätte ja nur Sinn gehabt, wenn man Verschiedenheit vermutet und gesucht hätte. Doch das kann nicht sein, es wäre nicht korrekt. Und wenn dann noch der Gedanke dazugekommen wäre, dass erst der Übergang zu eiweißreicher Nahrung die Entwicklung des typisch menschlichen Gehirns erlaubt hat, wäre das Mainstreaming vollends in Misskredit geraten...
JE



Mittwoch, 2. April 2014

Das Lügen-Hormon.

Oxytocin
aus Die Presse, Wien, 2. 4. 2014

Hormon des Vertrauens? Hormon der Lüge!
Oxytocin, das beim Gebären hilft und dann generell beim Aufbau sozialer Bezüge, kann sich auch gegen das Soziale und die Moral stellen: Es verleitet zur Lüge, wenn es um das Wohl von Gruppenmitgliedern geht.
 
 
Im Januar 2011 wurde Kelley Williams-Bohrer, eine 40-jährige alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern im US-Bundesstaat Ohio zu zweimal fünf Jahren Haft verurteilt. Sie lebte in der Stadt Akron, dort ist die Kriminalitätsrate hoch, und sie wollte, dass ihre Kinder in einer sicheren Gegend zur Schule gehen, deshalb gab sie bei der Anmeldung an der Schule einen falschen Wohnort an, den ihres Vaters. Aber die Schulverwaltung war misstrauisch und setzte einen Privatdetektiv an, der kam der Lüge auf die Spur. 

In den USA ist eine solche falsche Wohnortsangabe ein Verbrechen, deshalb die zweimal fünf Jahre – fünf pro Kind –, die Richterin ermäßigte anschließend auf zehn Tage und Sozialdienst, aber Williams-Bohrer war ruiniert, sie musste ihre Ausbildung zur Kindergärtnerin abbrechen, Verbrecher dürfen diesen Beruf nicht ausüben. Der Fall schlug hohe Wellen, er lädt zu Moraldebatten ein, es geht natürlich auch um Mutterliebe und darum, was chemisch hinter ihr steht: Oxytocin, das Hormon, das die Wehen einleitet – der Name kommt vom griechischen „okys“ und „tokos“: „leicht gebärend“ –, dann bei der Milchproduktion hilft und schließlich auch – im Gehirn als Neurotransmitter – für enge soziale Bindungen sorgt, zwischen Mutter und Kind, aber auch zwischen andere


Seit man in den 1990er-Jahren an Wühlmäusen bemerkte, dass Oxytocin auch für lebenslange Treue sorgt, erlebte das Hormon eine beispiellose Karriere: Es galt bald als „Hormon der Treue“, „Hormon der Liebe“, „Kuschelhormon“, und das, obwohl überhaupt nicht klar ist, ob es diese Wirkung auch bei Menschen hat. Immerhin, es schafft Vertrauen, das zeigte der in Zürich forschende Vorarlberger Ernst Fehr in einem spukhaften Experiment: Er verabreichte Testpersonen via Nasenspray Oxytocin, daraufhin zeigten sie Vertrauen in wildfremde Menschen, und sie behielten es auch, wenn es enttäuscht wurde, wieder und wieder. Nun war Oxytocin generell auch noch das „Hormon des Sozialen“ und wurde Kandidat für Therapien bei gestörtem Sozialverhalten, etwa Autismus.

Nicht alle Menschen werden Brüder!
 
Aber dann zeigten sich Schattenseiten: Oxytocin lässt nicht alle Menschen Brüder werden, sondern verstärkt nur den Halt in der eigenen Gruppe, die Abgrenzung gegenüber Fremden wird stärker. Und Oxytocin lässt Skrupel gegenüber Moral und gesellschaftlichen Normen schwinden, wenn es um das Wohl von Menschen geht, die einem nahestehen. Das zeigte Shaul Savi (Ben-Gurion Universität, Beer Sheva) nun an Testpersonen, die er in Dreiergruppen gemeinsam um Geld spielen ließ, das entweder den jeweiligen Individuen oder der Gruppe zugutekam: Auf einem PC-Schirm war das Werfen einer Münze zu sehen, die Probanden sollten abschätzen, ob es Kopf oder Zahl wird – niemand sah ihnen zu, aber die Experimentatoren kannten natürlich das Computerprogramm –, am Ende sollten sie berichten, wie oft sie richtig geraten hatten. Für jedes „richtig“ gab es Geld, echtes.

Alle betrogen nach oben. Aber wenn sie Oxytocin in der Nase hatten, betrogen sie mehr, und zwar dann und nur dann, wenn der Gewinn an die ganze Gruppe ging, nicht dann, wenn die Individuen selbst ihn einstrichen: Für die Gruppe wird gelogen, auch wenn die anderen es nicht tun, das gaben die Probanden auf Befragen an (Pnas, 31.3.).

Shalvi nennt das eine „funktionalistische Einstellung zur Moral“, und die liegt ja nahe, sein Experiment hinterlässt allerdings auch ein Rätsel: In einer Variante gab es kein Geld zu gewinnen, sondern eingangs erhaltenes zu verlieren. Da verleitete Oxytocin nicht zum vermehrten Lügen, obgleich es Menschen generell viel wichtiger ist, etwas nicht einzubüßen als etwas dazuzubekommen.


Nota.

Frauen gehen ganz anders miteinander um - o ja, das kann man weiß Gott sagen. Jeder Mann, der einmal in einem ansonsten rein weiblichen Betrieb gearbeitet hat, kann sich von so mancher - ehrlichen - Frau bestätigen lassen: Dort gibt es weniger Krach, das stimmt, aber dafür geht alles viel verschlagener, hinterhältiger und verlogener zu. Klebrig - das ist es, was sie als "kommuninativ" ausgeben, und ich bete darum, dass ihnen die Männer nicht länger auf ihren süßen Leim gehen.
JE